Es ist Abfennd, liebe SMAUL-Leser.
Also reden wir über:
Besinnlichkeit
Besinnlichkeit ist für uns in der SMAUL-Redaktion mehr als ein Wort. Wir erfahren sie nicht nur im Advent, sondern zu jeder Jahreszeit.
Zum Beispiel wenn wir nach unserem Crystal Meth-Stammtisch stundenlang die Wand im Innenhof der Festung Marienberg anglotzen, während unser Chefredakteur Frank Frei mit Fingerfarben daran hysterisch lachend Höhlenzeichnungen anfertigt.
Oder wenn im Sommer auf der Alten Mainbrücke Frauen vorbeiflanieren, denen wir minutenlang nachstieren wie Kühe einem Zug. Wie schön, dass in Würzburg jedes Jahr Weihnachtsmarkt ist. An dem schlägt die Besinnlichkeit sogar in Sinnlosigkeit um.
Ankunft auf dem Weihnachtsmarkt
(Singt dies beim Lesen einfach im Kopf oder laut mit: )
Alle Jahre wieeee-der/
ist’s abe-hermaaals soweiiit.
Würzburg. Du bist bieee-deher/
schpez-jell zuuur Weihnachtsmarktzeit.
Frank Freis Kritik der reinen Vernunft
Die Zahl der sich selbst duplizierenden, immergleichen Buden ist im Jahr 2018 auf die monströse Zahl 120 angewachsen.
Frank F., unser Chef, sympathisch impulsiv und erstaunlicherweise nüchtern, aus unerfindlichem Grund als mittelalterlicher Henker verkleidet, stellt sich mitten unter sie auf dem Oberen Markt.
In angemessener Lautstärke analysiert er sofort sachlich, beziehungsweise brüllt er mit ausgebreiteten Armen (in einer Hand das Richtbeil), den Kopf nach hinten geneigt, während ihm Schnee inSMAUL schneit:
„Schon diese rotweißen Mützen überall kot-zen-mich-aaaan! Von Cocka Kohla erfundener Kommerzquatsch. Ich könnt‘ rrreinscheißen, rrreinscheißen, bis das Glöckchen bimmelt!“
Extreme Foreglowing at the Glühweinstand
Frank Frei wird von Welt-, ja, Weihnachtsekel geschüttelt – nicht gerührt. Unser geliebter Zeilenhengst flüchtet sich in die Arme des nächstschlechtesten Glühweinstandes.
Wir von der Redaktion, also ich, der zopfhaarige Sportreporter Jokel Weiszman, unsere Redaktionsbiene Trixxxie Bazooka und unser ewiger Praktikant Hyacintho, staunen Bauklötze:
Bereits nach einem Liter des salmonellenschwangeren Heißgetränks gerät der Husar des geschriebenen Wortes in Weihnachtslaune.
Heiße Hiebe zum Fest der Liebe
Verschwommen lächelnd, mit christkindgleich rosigen Wangen und während wir drei anderen im Hintergrund nach Art eines Gospelchores „Haaal-leluja! Haaal-leluja! Haa-lee-luu-jaah!“ singen und die Arme gut nach oben werfen, wendet er sich an eine fremde, junge Dame.
„Hallo, mein Rauschgoldengel. Du, wie wär’s – kann ich dir mit meinem Christbaumständer mal ambulant die Mandeln kandieren?“
Seine Backen sind nach dieser Anmache noch wesentlich roter. Und zwar, weil der resolute blonde Engel ihm beidseitig Backpfeifen gibt. Wir werfen uns dazwischen, während Frank Frei sich nicht sonderlich geschockt, nur leicht schwankend, Richtung Mekka wendet und mit wippernd erhobenem Zeigefinger erklärt:
„Ich muss weiterziehen. Immer dem Sternschweif des Kometen nach. Seht, meine Jünger, alles glänzet gar weihnachtlich, nicht nur der Wald!“
Kaufrausch auf dem Weihnachtsmarkt
Der gute Franky. Er schenkt Trixxxie ein silbern‘ Glöcklein, das sie in der Redaktion künftig um den Hals tragen soll. Mir einen etwas stier blickenden Plüschelch, den er mir mit dem Satz „Der erinnert mich an Dich“ überreicht.
Und sich selbst ein Lebkuchenherz, auf dem „I love you“ draufsteht. Außerdem noch ein 12er-Set Christbaumkugeln, das er mit seiner Mittelalter-Axt auf dem Boden am Oberen Markt brüllend zertrümmert.
Mannigfaltige Humpen Feuerzangenbowle, die wir ihm für den Kaufrausch von allen Seiten reinschütten (müssen), haben eine beinah kindliche, zarte Begeisterung für die wunderbaren Produkte entfacht, die Würzburg ihm, nur ihm bietet.
Als unser Praktikant Hyacintho zu weinen beginnt, weil der Gesamtetat der Redaktion für die nächsten drei Jahre für den Ramsch draufgeht, schenkt ihm Frank F. eine riesige Zuckerwatte. Beziehungsweise stopft er sie dem nach Luft ringenden Kolumbianer komplett in den Mund.
Respekt – dieser Mann findet immer einen Weg, und wenn er direkt durch die Wand führt.
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