Kirchen-Bashing ist in

Interessanter noch als mancher Artikel in der Süddeutschen Zeitung sind die Reaktionen, die Leser in der Online-Ausgabe von sich geben. Interessant ist aber vielleicht das falsche Wort, zumindest sind sie aber in der Weise beachtenswert, dass sie voller Dummheit Un-Bildung sind und jede Art von Hintergrundkenntnis vermissen lassen, Hauptsache, dem vorurteilsbehafteten Frust über die Kirche kann mal richtig freier Auslauf gewährt werden, auch wenn man mit dieser im Zweifel seit Jahren nichts mehr am Hut hat:

Da hat Papst Benedikt XVI. doch glatt verlauten lassen, dass auch Latein und gregorianischer Gesang im Gottesdienst wieder ihren Platz finden mögen. Latein? Kirche? Eine ausgestorbene Sprache? Im Gottesdienst? Hilfe! Die Kirche! Das bestätigt mich ja in meinen Ansichten, die Kirche ist altmodisch und will gar nicht, dass man aktiv am Gottesdienst teilnimmt. Die Kirche will ausschließen… Genauer gelesen wird dann nicht mehr. Dass es um internationale Gottesdienste geht, bei denen durch die eine Sprache die Einheit repräsentiert werden soll, dass es um die standardisierten Messgesänge und Messgebete geht, wird selbstverständlich überlesen. Wenn die Lieder statt „Heilig“ eben „Sanctus“ heißen und vom „Agnus Dei“ statt vom „Lamm Gottes“ gesungen wird, sollte das dem halbwegs kundigen Kirchgänger keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten. Wenn im Dom der Chor singt, hört das Volk so oder so zu. Aber nein, man schnappt was auf und muss sofort mitreden und noch besser, auf uralten Sachen rumreiten, die nicht vergessen, aber doch überwunden sind, aber in Zusammenhang mit polemischer Kirchenkritik immer gern ausgepackt werden. Ich denke da nur an die Papstrede in Regensburg letztes Jahr. Aus dem Zusammenhang gerissen wurde Kirchen-Bashing betrieben, weil das ist ja in. Die ganze Rede haben die wenigsten gelesen, sonst hätten sie sich nicht so künstlich aufgeregt. Und jetzt? Es wird in keiner Weise an der Liturgiereform gerüttelt, der wir die Volkssprache im Gottesdienst verdanken. Es ist schlicht und einfach der Wunsch, das völkerverbindende Element in internationalen Gottesdiensten stärker zu betonen. Sonst haben wir ein Sprachenwirrwarr wie bei diesen merkwürdigen Taize-Liedern. Ich weiß nicht, was da für den einzelnen wünschenswerter ist?!

Aber eigentlich sprechen all die Kommentare für sich. Was passt da besser als der Linux-Pinguin.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

5 Kommentare

  1. Er forderte aber auch von den Bischöfen und Priestern bessere Qualität ihrer Liturgien und Predigten; das find ich gut.

  2. Solche Ansprüche fallen gerne unter den Tisch. Die meisten Kommentare kann man noch nicht mal Kritik nennen, das ist billigste Polemik.

  3. Der „Sprachenwirrwarr“ bei den „merkwürdigen Taizeliedern“ ;-)hat einen ganz einfachen praktischen Hintergrund. In Taizé treffen sich Jugendliche aus aller Herren Länder, es findet ein intensiver Ausstausch zwischen unterschiedlichsten Kulturen und Nationen statt, der sich auch im Bereich der Taizélieder wiederspiegelt. Meiner Meinung nach eine Geste der Höflichkeit und des Miteinanders.

    werner

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