Belanglosigkeiten unserer Lokalzeitung

Seitdem die Redaktion der Mainpost in großen Teilen ein neues Gesicht hat, erschrecken mich Niveau und Inhalt der einzigen Tageszeitung, dazu gehört auch eine teils miese sprachliche Qualität, über die ich mich hier vor und auch nach der Schaffenspause schon ausgelassen habe. Satzbau, Grammatik, Zeichensetzung, dass-Regel, Rechtschreibung? Nicht so wichtig! Man versteht es doch!

Themensetzung und Schwerpunktsetzung der „Berichterstattung“, teilweise kann man diese gar nicht so nennen, sind teils fragwürdig, die kritische journalistische Distanz fehlt wiederholt. Ob man seiner zahlenden Kundschaft ein paar Verirrte mit Hundemasken als Fetisch zumuten muss, finde ich fragwürdig, eher wirkt es, dass sich bei einigen weiblichen Redaktionsmitgliedern das tagtägliche Daddeln auf Instagram und Tiktok in ihren Beiträgen spiegelt Inselinteressen eben. Ein #Würzburg reicht offenbar, um eine Reportage zu schreiben, die die Bezeichnung nicht verdient.

Rund um jeden Feiertag kann man inzwischen davon ausgehen, dass die Mainpostille einen Beitrag setzt, bei welchen Bäckern in und um Würzburg man frische Brötchen kaufen kann. Und es ist unglaublich, es sind beinahe immer dieselben Geschäfte. Christi Himmelfahrt ist gerade vorbei, der Pfingstmontag und Fronleichnam nahen. Clickbait allererster Güte oder nur Einfallslosigkeit? Sexismus in einem Mallorca-Lied, über Wochen wurde das letztes Jahr zum Dauerthema aufgeblasen, oder war es schon 2023 und wurde 2024 nur aufgewärmt?

Hier im Landkreis Main-Spessart bekommt jeder Tiefflieger seine eigene Meldung. Entweder ist es so, dass ein paar Knalltüten sofort aufgeregt bei der Mainpost anrufen, oder aber – meine Theorie – ein Mitarbeiter hört den Tornado, freut sich über Content – das Gegenteil von Inhalt – und ruft beim zuständigen Amt an, wer das war und ob der das durfte. Fertig ist die eigene Story, wenn der Obst- und Gartenbauverein und die Feuerwehr nicht genug Pressemitteilungen frei Haus geliefert haben, um Seite und Zeitung zu füllen.

Neuestes Beispiel: ein Bericht über eine südkoreanische Studentin, die auf Tiktok unglaublich belanglo… äh witzige Videos über #Deutschland in #Würzburg veröffentlicht und jede Menge Follower hat, was am Ende wohl doch nicht so zufällig ist, weil die junge Dame zu einem Social-Media-Thema „forscht“ und dahinter offenbar ein fester Plan steht, der sich am Ende auch auszahlen soll. Geschenkt, dass man kostenlos Werbung dafür macht, so wie für jedes depperte Restaurant, und sei es eine Dönerkette aus Berlin. Wochen später ist das zwar wieder zu, aber egal. Content zählt, nicht Inhalte.

Wenn nicht die Themensetzung und das Niveau schon fragwürdig genug wären, die angeblich diskriminierungssensiblen Verrenkungen sind es umso mehr. Da sich Journalisten leider viel zu gern für den Genderquatsch begeistern, ohne jemals ernsthaft über Genus, Sexus und Generika nachgedacht zu haben, glauben sie, dass „Anwohner“, „Autofahrer“ oder „Radfahrer“ dicke, fette Penisse des Patriarchats in sich und an sich haben. Dann werden daraus „Anwohnende“, „Parkende“, „Autofahrende“ oder „Radfahrende“, ganz gleich, ob dieses Partizip in seiner eigentlichen Bedeutung noch sinnvoll gibt. Ich bin ja überzeugt, dass Radfahrer deshalb nicht an roten Ampeln halten können, da sie „Radfahrende“ sind und daher nie aufhören können zu fahren. Vielleicht kommt daher auch die große Überlastung der „Studierenden“, die einfach 24/7 studieren und kein Studentenleben mehr genießen dürfen.
Oder das obige Beispiel: Dass die Studentin aus Südkorea nur weibliche Follower hat, wage ich tatsächlich zu bezweifeln.

Der eine erzählt dem anderen, was angeblich alles böse ist und diskriminiert, der nächste macht es brav nach. Und mit viel Blabla wird das dann noch auf dem hausinternen Verhaltenskodex begründet, auch wenn kein normaler Mensch so redet. Der Kunde zahlt mangels Alternativen, die wir in Unterfranken leider nicht haben.

So, das musste mal wieder raus!

Quelle aller Screenshots: www.mainpost.de

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“