Braunschweig-Gliesmarode

Was hat Adolf Hitler gesagt, wenn seine Freundin endlich die Klappe halten sollte? Braunschweig. Braunschweig liegt irgendwo in den Niederungen Niedersachsens und hieß in früherer Zeit Brunsviga. Auch nicht viel einladender. Niedersachsen finde ich, pauschal gesagt, sowieso hässlich, was ich dort bisher sehen konnte, hat mich nicht dazu bewogen, mich dort noch länger aufzuhalten. Das Steinhuder Meer ist zugegeben ganz schön, aber dann steht man am Ufer, schaut über den See, sieht das andere Ufer und fragt sich, warum nennen die das „Meer“. Haben die nicht mehr? Ich schweife ab. Hannover, die Stadt des türkischen Pavillons? Hässlich. Wolfsburg? Hässlich? Göttingen? Auch nicht schön. Je näher man dann aber der Nordsee kommt, desto schöner wird es, der richtige Norden gefällt mir ja auch wieder. Aber dieses Niemandsland in der Nähe der ehemaligen Zonengrenze ist sprichwörtlich grenzwertig. Wer mit dem ICE schon mal über Göttingen nach Berlin gefahren ist, weiß, wovon ich spreche: Man merkt gar nicht, wann der Westen aufhört und die DDR anfängt und glaubt, am Horizont Polen zu entdecken, so flach ist das Land. Mein Vorschlag zur besseren Orientierung: Grenzkontrollen mit Schauspielern. Ich schweife schon wieder ab…

Eine Braunschweig eingemeindete Gemeinde heißt Gliesmarode. Marode? Zur Bedeutung von marode einfach mal hier klicken. Die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Braunschweig-Gliesmarode hat vorgeschlagen, Adolf Hitler 62 Jahre nach dessen Selbstmord die deutsche Staatsbürgerschaft abzuerkennen, die er 1932 vom damaligen Freistaat Braunschweig erhalten hat, quasi als „symbolischer Schritt“. Ob das viel hilft? Macht das was besser oder ungeschehen? Ich habe das bisher noch nicht mal gewusst, dass der staatenlose gebürtige Österreicher im von Oberbayern aus gesehen hohen Norden seinen deutschen Pass bekommen hat. Einen „Braunschweiger Komplex“ kannte ich ebensowenig, ich hätte ihn eher auf die vorher beschriebenen Dinge bezogen, und einen wirklichen Unterschied macht das letztlich auch nicht, wenn man einen Verwaltungsakt rückgängig macht, der an der Geschichte nichts ändert. Wir können auch Hitler nach seiner Veruteilung nachträglich ausweisen, die Festungshaft symbolisch verlängern, die Wahlen von 1932 annulieren, die NSDAP als verfassungsfeindliche und undemokratische Partei nachträglich von den Wahlen ausschließen, es ändert nichts am furchtbaren Verlauf der Geschichte.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

2 Kommentare

  1. War das das Ziel der SPD? Jetzt wissen sicher noch mehr Menschen, wer Adolf Hitler damals den Weg zum Reichskanzler ebnete. Heute berichten dann auch die Süddeutsche und die Netzeitung über das, was man wohl unter Politikeraktionismus abheftet.

  2. traurig, so wie leider auch in der Tagespolitik…die haben immer noch nicht verstanden, dass Sachen, welche man falsch macht, sich oft auch tatsächlich negativ auswirken und nicht durch nachträgliche Änderungen „weggemacht“ werden können.

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