Dusche von oben

Das liebe ich. Mit dem Roller im Trockenen, bei Sonnenschein losfahren und dann das schlechte Wetter trotz bescheidener 50cc einholen, um richtig nass zu werden. An der Zeller Brücke habe ich mir einen Stehplatz neben den beiden anderen Zweiradfahrern mit ihren Plastikhobeln gesucht. Als es wieder sonnig war, bin ich weitergefahren, um das schlechte Wetter dann an der Nordtangente erneut einzuholen, wo sinnigerweise Stau war. Im Regen, im Stau stehen, ich liebe es (McDonald’s möge es mir nachsehen, aber der von ihnen markenrechtlich gesicherte Slogan ist auch einfach ein Verb in der ersten Person mit dem dazugehörigen Platzhalter es, welches meine Zuneigung zu einer Sache ausdrückt).

Hätte ich allerdings länger unter der Zeller Brücke ausgeharrt, ich hätte nicht dem Trottel mit seinem Motorrad zuschauen und zuwinken können, der gemeint hat, er muss mich auf der engen Abfahrt von der Schweinfurter Straße Richtung Lollo Rosso und Fahrrad Schuster – dort ist nicht ohne Grund eine Beschränkung auf 20km/h – überholen, um dann festzustellen, dass ihm neben mir beinahe die Straße ausgeht, weil der Radius der Kurve sehr schnell sehr eng wird. Er musste im Überholen hart bremsen und meine Schadenfreude ertragen, da er mich recht knapp versägen musste. Solchen Deppen müsste man dann auch noch helfen, wenn sie unfreiwillig in der Leitplanke hängen. Er hat mich dann aber auf der Höhe vom Lidl mit hoher Geschwindigkeit erneut überholt und seinen schönen rechten Mittelfinger präsentiert. Es geht ihm wieder gut. Mein ausgestreckter Zeigefinger war aber schöner.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“