Ich hasse sie. Ich hasse diese dämlichen Emails, die schon x-fach weitergeleitet wurden und generell dieses Unbehagen vermitteln wollen, dass ich für alle Ewigkeit verdammt bin und Pech haben werde, wenn die Mail nicht unverzüglich an mindestens zehn sehr nette Menschen weitergeleitet würde. Letzte Woche noch war es eine Mail mit Bildern der in Portugal vermissten Maddie, da konnte ich ja gerade noch ein Auge zudrücken, gefunden habe ich sie trotzdem nicht. Viel schlimmer sind aber die Emails, die seit 2001 unterwegs sein wollen, deren Unterbrechung das persönliche Höllenfeuer entfacht und die ewige Verdammnis unmittelbar nach sich zieht. Da wird dann pro Email ein Cent für einen arm- und beinlosen Negerjungen in Burkina Faso von einem Provider gespendet, der aber von seinem Glück noch gar nichts weiß. Eine andere Mail will von einer krebskranken, schwer adipösen Amerikanerin um die Welt geschickt worden sein, deren letzter Wille es zu sein scheint, dass ich belästigt werde. Völlig belanglos und von mir noch viel mehr gehasst sind Emails, die eine halbwegs erkennbare Rose aus Buchstabensalat enthalten und versichern, dass man der absendenden Person so viel bedeutet, dass diese noch nicht einmal eine persönliche Anrede schreiben konnte, sondern den Mist einfach an die zehn ersten im Adressbuch weitergeleitet hat. Dumm, dass mein Vorname Alexander ist. Und wehe, wehe mir Unhold, wenn ich es auch nur wage, diese wunderschöne glückselige Kette zu unterbrechen. Dann habe ich sieben Jahre Pech oder mir passiert sonst irgendein Scheiß. Ist mir doch egal! Wer an diesen Mist glaubt, soll sich seine Mails sonstwohin stecken, aber mich damit in Ruhe lassen. Ich habe mit Begeisterung in meiner frühen Schulzeit die analoge Form dieser Kommunikationsform unterbrochen und Kettenbriefe grundsätzlich nicht weiterverschickt. Immer dieses drohende Szenario, dass ich aus aller Welt Briefe, Postkarten und Geld geschickt bekomme. Kettenbriefe haben mir nämlich grundsätzlich diejenigen andrehen wollen, mit denen ich sonst nicht so viel zu tun hatte. Warum? Weil man das offensichtlich nur denen geben konnte, bei denen man eh weder beliebt noch unbeliebt war, spätestens dann aber unbeliebt, Hauptsache, die Briefe waren weg. Und warum ist das bei Emails nicht auch so? Ohne weiteres könnte ich diese Knallköpfe dann als Spam markieren, aber so kenne ich bedauerlicherweise Menschen, die diesen Rotz verschicken und die ich nicht so einfach als Spam markieren kann.
Kettenbrief-Terror
Von Alex
Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“
Alle Beiträge von Alex anzeigen.
Ich hasse die Teile auch und lese sie erst gar nicht. Außerdem hasse ich es, wenn dann jeder idiot meine Mailadresse sieht und ich noch mehr schbäm bekomme als sowieso schon…
Sehr gut beobachtet! Ich ärgere mich bei dem Mist, auch noch einmal Blind-Copy möglich war. Blind was?
das ist so ne Art email Auswuchs des Teleshoppings…ja klar, die Messer werden nie stumpf…und wenn Du die mail nicht weiterleitest wirst Du elend sterben…