Ich bin ein Sozialticketempfänger

Sehr interessant, dass unsere Jahreskarten auf den Stehplätzen in Nord- und Südkurve von Bayerns Vize-Präsident Herrn Scherer in einem Interview mit 11Freunde als „Sozialtickets“ bezeichnet wurden. Dort steht ja nur der Fan-Pöbel, diejenigen, die nur 120€ im Jahr für die Karte löhnen, die, die Heimspiel für Heimspiel eine weite Anreise in Kauf nehmen, um ihren Verein zu sehen und anzufeuern, der aber allem Anschein nach am liebsten überall die Business-Seats an das feine Volk verkaufen würde, da diese die dicke Kohle in die Allianz-Arena schleppen und zum Fußball gehen, weil das spätestens seit der WM angesagt ist und bei den Yuppie-Kollegen und Damenkränzchen Eindruck schindet. Der gemeine Fußballfan nimmt nicht etwa das Sozialticket, weil das das vermeintlich billigste ist, nein, sondern weil sich auf den Stehplätzen in der Regel nicht die Event-Junkies finden, für die Fußball mal kurzfristig zum Lifestyle gehört, den man sich gönnt, sondern die richtigen Fußballverrückten, die Bier statt Schampus trinken und Bratwurst den Scampis vorziehen.

Hätten sie halt die Tickets für die reichen Kunden des Vereins (Fans lassen zu wenig Geld da) erhöht, dann hätten sie noch mehr Kohle eingenommen. Stattdessen wurden die Gebühren fürs Parkhaus verdoppelt, damit auch der gemeine Fan mit seinem Sozialticket ein paar Euro mehr in der Arena lässt. Mit 10€ muss die ArenaCard, das einzige Zahlungsmittel im Stadion, aufgeladen sein, damit man wieder aus dem Parkhaus rauskommt, will man noch eine Bratwurst oder ein Bier, müssen gleich noch einmal 10€ draufgeladen werden.

Die echte Schickeria und die Sponsoren sind im Stadion lieber gesehen als die gleichnamige Fanvereinigung, der der FC Bayern nach den Vorkommnissen am Rasthof Nord in Würzburg den endgültigen Garaus machen will/ wollte. Alle, die in den zwei Bussen saßen, haben keine Dauerkarte mehr bekommen, ganz egal, ob sie bei der Attacke dabei waren oder nicht, auch 500 weitere Sozialticketempfänger sollten keine mehr bekommen, da sie auf einer Liste der Schickeria standen. Die haben jetzt ihre Karte aber doch bekommen.

Auf die Stimmung im Stadion bin ich gespannt. Auf jeden Fall wird es wohl eine Protestaktion gegen den Umgang des Vereins mit seinen treuesten Fans geben, erste Eindrücke können hier gesammelt werden. Stimmung bekommen die Bayern so nicht mehr in das neue Stadion. Im Vergleich zum Olympiastadion ist die Stimmung am Nullpunkt angekommen, was akustisch in der Allianz-Arena möglich ist, kommt nur selten zum Vorschein, oft scheinen sogar die gegnerischen Fans lauter.

Weitere Informationen über Ulis Gäste und Kalles Kunden finden sich hinter den Links und direkt bei Südkurve TV (Teil 1 +2).

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

3 Kommentare

  1. Servus,
    gehe seit 1979 zu den Roten. Habe seit ca. 20 Jahren eine Stehplatzjahreskarte. Fans sind doch seit Jahren sowohl in der Gesellschaft, bei der Polizei und bei den Vereinen verpönt.Sie werden halt nur geduldet weil sie einige Euros in die Vereinskasse bringen.Es werden noch Zeiten kommen wo in den Stehplatzbereichen bezahlte Zuschauer stehen die Stimmung für die Eventbesucher auf den Tribünen und Logen machen sollen. Leider läßt sich der gemeine“Fan“ wie in der Gesellschaft ja alles gefallen. Sonst würden viel mehr Mitglieder die Jahreshauptversammlung besuchen, sich organisieren und eine Opposition gegen die Verantwortlichen bilden. Natürlich konstruktiv kritisch im Sinne der wahren Bayernfans.Aber wie die Wähler bei den Wahlen wegbleiben resignieren hier viele. Stellt euch mal vor alle Unzufriedenen würden sich zusammentun und im Sinne der Gründer um Franz John den FC Bayern führen.In diesem Sinne wünsche ich euch alle mehr Verantwortung zu übernehmen.

  2. Das Problem ist das Ding mit der Verantwortung: Da wird nicht mal eben ein kleiner Sportverein aus der Provinz geführt, sondern ein großes Wirtschaftsunternehmen mit einem dreistelligen Millionenumsatz. Was das angeht, können wir Uli&Kalle nichts vorwerfen (wenn ich da nach Berlin, GE oder DO) schaue, aber was den Umgang mit den Fans angeht, da können sie gerade von den beiden Clubs aus dem Pott noch was lernen. Noch nicht mal ein Megaphon gibt es und die eingespielte Trompete mit dem Bayern-Echo letztes Jahr war mehr als peinlich, wenn die Stimmungsmache vom Band kommt.
    Bei den Cops bist du doch potenziell gewaltbereit, wenn du mit Trikot am Bahnhof ankommst. Hast du keines an, darfst du völlig unbehelligt an allen vorbeimarschieren.

  3. hier haben einige eben in die Suppe gespuckt und heutzutage (Vergleiche mit 911 und Folgen für Menschenrechte sind erlaubt) sind die Reaktionen eben näher an 1984 als uns das allen lieb sein sollte. Doch nicht mal hier regt sich echter Protest, und wenn wird wieder so ein scheiss wie in Heiligendamm veranstaltet. Es liegt immer nur an ein paar Chaoten, aber die sind das berühmte Haar in der Suppe.

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