Wurstprozession

Ein lustiger Anblick war das heute früh am Busbahnhof. Ich sitze im 114er, warte darauf, dass ich endlich ans Hubland fahren darf und dann kommt eine nicht aufhörende Prozession von Kindergarten- oder Grundschulgruppen, die sich offensichtlich in die große Stadt aufgemacht haben, um dort die Eisbahn zu besuchen. Ich habe mir das zumindest mal zusammengereimt, dass es zum Schlittschuhlaufen geht, da eine Begleitperson Schuhe mit Kufen dabei hatte und die Kinder alle so merkwürdig zu warm angezogen waren: Sie sahen nämlich aus wie Würste: Einmal, weil sie z.T. echt speckig waren, vollgefressen, unbeweglich, kurz vor der totalen Verfettung. Zum anderen, weil alle so daunendick angezogen waren: Zusammen mit den dicken Winterklamotten dachte ich, es würde ein Werbespot für Michelin gedreht. Das am lustigsten aussehendste Kind hat mir leid getan. Bei diesem scheinen nämlich höchst besorgte, übervorsichtige und v.a. grausame Eltern am Werk gewesen zu sein: An den Füßen die dicksten Moonboots, die im Keller waren. Die Beine, im dicksten Schneeanzug versteckelt, sahen aus wie zwei orangene Mammutbäume. Die Jacke schien ausgepolstert mit Omas alten Sofakissen und auf dem Kopf war nicht nur eine Mütze, sondern auch noch ein Fahrradhelm. Gemein. Mir ist da Kevin eingefallen: „Ich wurde mal zusammengeschlagen, weil ich einen Pulli mit einem Dinosaurier drauf in der Schule anhatte.“ Wenn das Kind wenigstens noch ein nettes Gesicht gehabt hätte…

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Kategorisiert in Alltag

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“