Manchmal hat es den Anschein, viele Main-Post-Leser warten nur auf de passende Gelegenheit, um dann als selbsternannte Experten aus ihren Löchern zu kriechen und jenseits jeder Sachlichkeit genüsslich auf die katholische Kirche einzudreschen und dabei alle dummen Klischees loszuwerden, auch wenn man keine Ahnung hat. Der Pfarrer der Hammelburger Pfarrgemeinde St. Johannes wurde im September Vater, Bischof Friedhelm Hofmann hat durch eine Email davon erfahren und den Priester nach geltendem Kirchenrecht vom Dienst suspendiert. Da wird dann auf die katholische Kirche mit all ihren alten Männern und erzkonservativen Strukturen geschimpft und die Ungerechtigkeit angeprangert. Die wenigsten nehmen dabei aber den Priester in die Pflicht, der bei seiner Priesterweihe einst freiwillig (!) Ehelosigkeit und Enthaltsamkeit gelobt hat, auf die er sich lange vorbereiten konnte (Can. 247, §1 CIC 1983). Das konnte er nicht einhalten. Heiratet man, verspricht man die Treue, bricht man das Versprechen, steht man schnell vor den Scherben der Ehe, ohne dass es ein Gesetz dafür gibt. Ãœber den Zölibat als Voraussetzung für die Priesterweihe kann man diskutieren, vielleicht muss man in Zeiten von „Seelsorgeeinheiten“ sogar darüber diskutieren, weil die Ehelosigkeit viele von diesem Beruf und dieser Berufung abhält, aber im konkreten Fall jetzt auf den Bischof und die Kirche zu schimpfen und aus Protest auszutreten, ist doch reichlich kurzsichtig und nicht unbedingt klug, weil Friedhelm Hofmann nicht einfach den Zölibat abschaffen oder mit einer stillschweigenden Duldung gegen das Kirchenrecht verstoßen kann. Scheinheilig nennen jetzt einige der „Main-Post-Experten“ die katholische Kirche, scheinheilig könnte man ebenso den Pfarrer nennen, der wohl jahrelang gegen sein Gelübde verstoßen hat. Bedenklich finde ich auch, den Pfarrer anonym beim Bischof anzuschwärzen, wenn dieser sich sowieso erklären und zu seinem Kind bekennen wollte. Dieses „Christ-sein“ sollte der- oder diejenige mal für sich hinterfragen, wenn schon der erste Stein geworfen wird.
Schwierig ist das Thema, ohne Frage, es sind auch immer wieder tolle Persönlichkeiten, die dann nicht mehr für ihre Gemeinden als Priester da sein dürfen und schmerzlich vermisst werden, aber das Kirchenrecht kann eben nicht einfach außer Kraft gesetzt werden, weil ein Priester besonders beliebt ist.
Ecclesia semper reformanda.
Sehr gut,Alex, das nenne ich die Sache klar auf den Punkt gebracht! Besser hätte ich selbst nicht formulieren können! Ich führe seit gestern Abend mit sämtlichen Verwandten die Diskussion über diesen Fall. Verständlich, dass in der heutigen Zeit für viele blödsinnig erscheint, dass dieser Pfarrer, der noch für volle Kirchen sorgt, nun nicht mehr Pfarrer sein darf. Andererseits wusste er von Anfang an, dass das Zölibat zu seinem Beruf dazugehört.
Wir können schließlich auch nicht mit unseren Schülerinnen rummachen und dann fordern, dass wir trotzdem Lehrer bleiben wollen, weil wir es gerne sind. Und an der Suspendierung in einem solchen Fall können auch die Schüler nichts ändern, die unseren Unterricht immer gerne besucht haben.
Dass die Altenpflegerin mit ihren sechs Maultaschen gefeuert wurde, hat das Gericht als rechtsgültig bestätigt. Schließlich hat sie ja gegen die Vorgaben ihres Arbeitnehmers verstoßen. Der menschliche Aspekt wird dabei mal eben ausgeklammert. Dass Bischof Friedhelm nun den Pfarrer suspendiert hat, nenne ich nur konsequent. Alles andere wäre „mit zweierlei Maß messen“.
Nebenbei sei gesagt: Es gibt auch Pfarrer, die ebenfalls gute Messen halten und die Leute anziehen. Aber die halten sich an das Zölibat.
Ein sehr schöner Artikel. Eine derart differenzierte Betrachtung würde ich mir manchmal bei anderen Themen auch wünschen.
Aber das zeigt doch, dass die Katholische Kirche dringend ihre Regeln ändern muss. Andernfalls werden ihre Beliebtheitswerte wohl bald mit denen der SPD konkurrieren.
Thomas Matterne denkt wohl ähnlich.
http://thomas-matterne.de/index.php?/archives/2749-Mal-wieder-das-Zoelibat.html
Ekelhaft wird es auf kreuz.net. „Abfall-Priester“, „Kebse“, „Konkubine“, usw., Hetze von vorne bis hinten. Wer diesen Artikel verfasst hat, sollte sich mal fragen, ob er wirklich Christ sein will, da sind ja offenbar die Unbeflecktesten der Unbefleckten am Werk. Wenn dann bei der Main-Post kommentiert wird, das solle Kirche sein, dann ist das nicht mehr dumm, sondern saudumm. Ein Blick ins Impressum reicht, um zu wissen, dass das kein offizielles Portal der katholischen Kirche ist.
Sachen liest Du. Auf die Seite geh ich, wenn mir mal ganz schlecht ist, ich aber nicht kotzen kann.
Geht mir ähnlich. Vor allem, wenn man liest, dass das Leute sein sollen, die im krichlichen Dienst beschäftigt sind. Die Seite ist in den USA angemeldet, das sagt viel.